Verdammt — muss es denn immer New York sein?

Virenkrieg Cover 001Heute gibt es was zu feiern, liebe Leute, denn heute erscheint der zehnte und letzte Teil von „Virenkrieg I.“, meinem neuen Roman. Es gibt ein furioses Finale in der Upper Bay of New York, und dann wird wohl ein Shitstorm über mich hereinbrechen. Für mich ist dies daher einer jener besonderen Tage, an denen sich ein Kreis schließt. Da sitze ich und frage mich: Wusste ich Anfang Juli 2013, als ich anfing, den „Virenkrieg“ zu schreiben — wusste ich damals eigentlich schon, dass das Erste Buch in New York enden würde? Zeit für ein paar Ein- und Ausblicke.

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Verdammt — muss es denn immer New York sein?

Die Wege, wie Autoren funktionieren, sind unerfindlich. Und manchmal erfüllen sie mich mit Furcht. Die Wege, meine ich. Ja, Du hast richtig gelesen: Manchmal kriege ich Angst vor mir selbst. Ein klitzekleines bisschen jedenfalls. Nehmen wir den „Virenkrieg I.“, von dem heute der zehnte und letzte Teil erscheint. Ich schwöre beim Barte des Propheten, dass ich zwar von Anfang an plante, den Terroristen-Erzählstrang besonders effektvoll zu gestalten, dass ich aber keineswegs von Anfang an wusste, dass er mich — und mit mir meine Leserinnen und Leser — am Ende des Ersten Buchs nach New York führen würde. Die Idee, ausgerechnet die Queen Mary 2 zu nehmen und sie entführen zu lassen, kam mir erst Ende August 2013, als ich schon mehrere Wochen an dem Roman gearbeitet hatte.

Bis dahin wusste  ich nur: Ich brauche etwas Großes, Symbolträchtiges, was geeignet ist, westliches Lebensgefühl zu symbolisieren, etwas, was zugleich für Hybris und Dekadenz, aber auch für Wohlstand steht. Der andere Haupterzählstrang — Jans Werdegang und die Islamische Allianz — stand dagegen von vornherein ziemlich fest, von Einzelheiten der Ausgestaltung mal abgesehen. Doch obwohl ich lange keine Ahnung hatte, wo und wie die Terroristen ihre „Übeltaten“ genau begehen würden, hatte ich keine Angst, dass mir die Einfälle ausbleiben könnten. Ich wusste ja: Urlaub steht bevor, lange Spaziergänge am südfranzösischen Strand — das beste Rezept für gute Ideen. Am selben Strand waren ein Jahr zuvor maßgebliche Teile von „Der Osiris-Punkt“ und im Jahr 2011 die Idee für die Ybersinn-Webseite entstanden.

Doch die Idee, die Queen Mary 2 zu nehmen, kam mir nicht an diesem Strand, sondern auf dem Weg dahin, auf der Rhonetal-Autobahn. Es war etwa auf der Höhe von Valence, als ich zu meinem Mann sagte:

„Weißt du was — ich entführe die Queen Mary!“

Keine Sorge, er fuhr nicht gleich rechts ran und rief die Polizei; er kannte das schon. Wir waren zu jenem Zeitpunkt schon 24 Jahre zusammen; da lernt man einen Menschen kennen, selbst einen wie mich. Und drei Wochen später, am Ende des Urlaubs, kam die Queen Mary 2 da an, wo sie am Ende von Teil 10 des „Virenkrieg I.“ landet. In diesen drei Wochen schrieb ich die Teile 7 bis 10 des Romans, und Du musst mir bitte glauben, dass ich selbst erstaunt war, wie das ausging. Am Ende sind wir nun alle zusammen mit der Queen Mary 2 in New York. Genau da, wo das Schiff vier Tage zuvor abgelegt hatte. Ist das denn zu fassen?

Das gibt mir zu denken

Es fügte sich alles ganz organisch, und genau das ist es, was mir zu denken gibt. Verdammt, warum muss es immer New York sein? Es gibt viel größere Städte! Kairo, Mumbay, Mexico City. Nein, es muss New York sein. Nur da gibt es eine Freiheitsstatue!

Aus gegebenem Anlass muss ich mich also fragen lassen: Steckt vielleicht doch ein kleiner Roland Emmerich in mir? So ein ganz klitzekleines bisschen? Alles ‚puttmachenwollen — ist es das? Oder warum sonst New York? Doch sicher nicht wegen irgendwelcher todtrauriger Riesenaffen, wie vor etwa zehn Jahren einer erst wieder aufs Empire State Building gekraxelt ist. (Quelle des Bildes oben).

Niemand hat New York — nein, ich will genau sein: Manhattan! — bisher so effektiv zerstört wie Roland Emmerich in „Independence Day“. Auch in „Godzilla“ richtete der „Master of Desaster“ Verwüstungen in Manhattan an, die so manche Versicherung in den Ruin getrieben hätten, wenn das für einen solchen Film eine Rolle gespielt hätte. Zuletzt wurden große Teile von „Metropolis“ in „Man of Steel“, der Superman-Neuverfilmung, dem Erdboden gleichgemacht, und auch wenn Spiderman durch die Hochhausschluchten fliegt, geht gern etwas zu Bruch. All diese Hollywood-Blockbuster — wenn wir schon bei diesem Thema sind! — können nach meinem Geschmack aber nicht mithalten mit „Cloverfield“, einem von J.J.Abrams („Lost“) produzierten Spielfilm von 2008, in dem die Folgen einer Godzilla-Attacke auf Manhattan mit der Handkamera aus der Perspektive einer Gruppe junger Leute widergegeben wurden. Das ist schwer auszuhalten, nicht nur visuell. Wer sich auf dieses Abenteuer einlassen will, sollte sich vorher mit „Blair Witch Project“ einstimmen. — Dieser kleine Ausflug in die Kinowelt soll Dir nur zeigen, dass ich bestimmte Bilder im Kopf habe, wenn ich an New York denke. Persönlich war ich bisher nicht dort.

Deswegen musst Du nun allerdings nicht denken, dass ich Manhattan in Schutt und Asche legen will. Ich neige nicht zu Gewalttaten, ja, ich bin sogar ein friedliebender Mensch. Die Terroristen im „Virenkrieg I.“ sind daher nicht ganz so, wie Du es Dir vielleicht vorstellst, denn sie neigen erstaunlicherweise ebenfalls nicht unbedingt zu Gewalttaten. Viel mehr haben sie es auf Symbole abgesehen. Ich will ja noch nicht zu viel über „Virenkrieg II.“ verraten, aber folgendes Panorama ergibt sich von dem Ort aus, an dem die Queen Mary 2 schließlich landet:

Du siehst die Südspitze von Manhattan. Was Du nicht siehst, befindet sich in diesem Wolkenkratzerkonglomerat zwischen State Street und Maiden Lane und heißt Wall Street. (Bildquelle: Erika39.)

Daher gibt es eine einfache Antwort auf die Frage, ob es denn — für die Fortsetzung von „Virenkrieg I.“ — New York sein musste. Sie lautet: Ja.

Auf Wiedersehen in Skylla, der Fortsetzung von Virenkrieg — Erstes Buch. Die Veröffentlichung ist für Frühjahr 2016 geplant.

Virenkrieg Cover 001„Verehrte Herren, lassen Sie mich nun zum Punkt kommen. Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus? Ich glaube, es sind vier:
Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial. Es kann leicht übertragen werden. Unübertroffen ansteckend ist  das Pocken-Virus, aber auch Influenza-Viren wie H5N1 können das gut.
Zweitens: Hohe Sterbequote mit dem Potenzial, selbst das beste Gesundheitssystem zum Zusammenbruch zu bringen. Unübertroffen: das Marburg-Virus mit bis zu 90 Prozent Toten.
Drittens: Mieses Image. Unser Killervirus löst Panik aus und lässt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen kommen.
Viertens: Kein Gegenmittel. Es steht kein Impfstoff zur Verfügung und es kann in der Eile auch keiner hergestellt werden. Im Idealfall sollte es sich also um ein unbekanntes Virus handeln, das noch nicht erforscht werden konnte.
Und damit kommen wir zum Kern dieser Veranstaltung, sehr geehrte Herren, denn ich hätte hier etwas für Sie, hier in diesem kleinen, unscheinbaren Hochsicherheitsbehälter …“
Auszug aus den SCOUT-Protokollen, März 2017

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Verdammt — muss es denn immer New York sein?

Verdammt — muss es denn immer New York sein?

7 Antworten zu „Verdammt — muss es denn immer New York sein?“

  1. Xiane

    lieber lutz, liebe mitleserinnen und ‚er,
    mir fehlen jetzt die (richtigen) worte, um a) auf amazon erneut eine (5-sterne-sowieso-)rezension zu schreiben, b) das wesentliche zum „gottesurteil“ und c) zu der beeindruckenden hintergrundinformation, lutz, über den „virenkrieg“ im letzten teil eingehen zu können.
    es ist so viel zu verdauen, zu wiederkauen, zu überlegen, zu teilen… huch, mir schwirrt der kopf.
    ich schreib ’s einfach mal spontan so, wie ’s jetzt kommt: lutz, das ist wirklich ein meisterwerk. der nette erstbe“gutachter“ auf amazon hat mir die worte aus der seele genommen. so hätte ich ’s auch geschrieben.
    ein paar anmerkungen trotzdem:
    die idee mit der freiheitsstatue ist genial!!!
    dass das ganze werk so „unvollendet“ aufhört, ist folter!
    ich würde doch gerne auf den „virenkrieg teil II nicht erst bis 2015 warten, um zu lesen, was danach passiert… und schon gar nicht auf teil III in 2016… wenn ich das noch erleben sollte, denn viele fragen sind unbeantwortet. keine angst, ich werde sie demnächst einmal zusammenfassen und aufschreiben.
    wie wär’s mit ein paar andeutungen für all die, die sich vor neugier schon grämen?

    schlusswort für heute (ohne selbstzensur): immer wieder bleibt mir die spucke weg angesichts all dessen, was du, lutz, verkörperst, vergeistigt, verfantasierst, vermittelst… w i e machst du das nur?
    ich könnte fast wetten, dass es nicht mehr lange dauert, bis auch einige andere menschen entdecken, was du da kreiert hast.

    übrigens, ich gehöre ja nicht zu den alten häsinnen und habe bislang nicht alle werke gelesen. bisheriges resummé: virenkrieg ist – für mich – mit abstand – das higlight! dankedankedanke.

  2. Liebe Xiane,

    ich bin völlig erschlagen von Deinem Kommentar. Vielen, vielen Dank! Ich habe sehr gehofft, dass „Virenkrieg“ kein Roman ist, den man einfach weglegt, wenn man damit fertig ist, und den man dann schnell vergisst. Dein Aufgewühltsein ist genau die Reaktion, die ich mir erhofft habe. Dann ist es mir wohl gelungen, etwas anzustoßen oder zumindest zu berühren.

    Du schreibst, es sei Folter, dass das Werk so „unvollendet“ aufhöre. Nun, das ist das Wesen des Cliffhangers, nicht wahr? In meinem Artikel oben habe ich eine gewisse Sympathie für den Regisseur und Filmemacher J.J. Abrams durchblicken lassen. (Was davon noch übrig bleibt, wenn er „Star Wars 7“ abgedreht hat, wollen wir mal abwarten.) Abrams hat das Wesen des Cliffhangers in seiner TV-Serie „Lost“ zur Vollendung gebracht. Natürlich hat jeder einzelne Teil einen kleinen Cliffhanger, der die Spannung wieder anzieht. Abrams hat jedem Staffel-Finale ziemlich knackige Cliffhanger verpasst – und das geneigte Publikum musste dann auf den Beginn der jeweils nächsten Staffel warten und war „auf die Folter gespannt“. Damit ist zumindest gewährleistet, dass das Publikum sich noch an das Ende der vorherigen Staffel erinnert, wenn die nächste beginnt. Das habe ich mir zum Vorbild genommen. Also, liebe Xiane, überlege es Dir gut, ob Du „Virenkrieg“ weiterlesen willst, denn „Virenkrieg II.“ III. und IV werden ähnliche „Staffelfinale“ haben. 😉

    Trotzdem glaube ich, dass die Handlung einen Abschluss gefunden hat, der es rechtfertigt, an dieser Stelle einen Schnitt zu setzen. Was die Queen Mary 2 betrifft, hat die zermürbende Ungewissheit ein Ende, wohin die Terroristen mit ihr wollen, und auch Jan und Michael Schwartz haben in ihren Erzählsträngen einsame Entscheidungen getroffen, hinter die sie nicht mehr zurück können und die das Potenzial haben, ihr Leben zu verändern. Beide hatten einen „point of no return“. Natürlich möchte man gern wissen, wie es weitergeht, doch auf diese Information muss man nun leider ein wenig warten. Ich muss den Roman nun erst einmal schreiben. Teil 1 und 2 hab ich schon, aber ich bin mir zum Beispiel nicht sicher, ob ich das Veröffentlichungsschema mit den zehn Teilen auch bei „Virenkrieg II.“ beibehalte. Die Entscheidung fällt wohl frühestens im Mai, nachdem „Virenkrieg I.“ in seiner Komplettversion erschienen ist.

    Einen kleinen Einblick in „Virenkrieg II.“ werde ich am kommenden Montag mit meinem nächsten Ybersinn-Artikel geben. Bis dahin kannst Du ja mal überlegen, welche Fragen offen geblieben sind, die dringend und bald geklärt werden müssen, und welche Anforderungen und Wünsche Du an „Virenkrieg II.“ hast. Du wirst sicher verstehen, dass ich noch nicht allzu viel verraten möchte, aber das eine oder andere … Wir werden sehen.

    Nefertari wird an dieser Diskussion übrigens nicht teilnehmen, das nur mal so zur Kenntnis; sie ist für eine Woche in Urlaub gefahren.

  3. Xiane

    Vorspann: „…Also, liebe Xiane, überlege es Dir gut, ob Du “Virenkrieg” weiterlesen willst, denn “Virenkrieg II.” III. und IV werden ähnliche “Staffelfinale” haben…“
    Überlegung zugunsten Virenkrieg II, III abgeschlossen!

    Nachstehend ein paar Fragen zum Virenkrieg Teil I.

    Woher hast du die vielen „wissenschaftlichen“ und sonstigen „Viren“-Informationen, die ja beängstigend realistisch wirken? Hast du dich so hineingekniet, dass du die Zusammenhänge tatsächlich verstehst (wie du ’s ja vermittelst…)?

    Was passiert mit Omar (Teil 1) ? Wird er abgeknallt? Habe ich versäumt, ihn im Lauf der Folgen wiederzuerkennen? Handelt es sich um das von ihm gesichtete, geheimnisvolle U-Boot um das im Zusammenhang mit der Queen Mary 2-Entführung?

    In al Isra kommt ja auch ein Omar vor. Dieser hat wohl nichts mit dem oben genannten, dem Agenten, zu tun? Oder (falls er überlebt hat), war er vielleicht ein „Doppelagent“?

    (1) Warum musste Dimitri sterben? Konnte man Meike nicht einfacher entführen? Und
    was vermutet der Autor selbst, wo sie sein könnte?
    Was hat Christos (Hausmeister) mit der Entführung zu tun? Warum lässt er die Patronenhülse verschwinden? Mit wem steckt er unter welcher Decke?
    Wird das in einer der nächsten Folgen enthüllt? (schon mal zart angedeutet)

    Wo ist der Zusammenhang zwischen der Entführung von Jans Schwester und Jans weiterem Lebensverlauf in al Isra? Um welche Verwechslung bzw. welchen Irrtum handelt es sich?
    Meike kommt ja kaum noch vor in Jans Gedanken.

    Wieso riskiert Michael noch einmal die Rückkehr nachhause, wo er doch fest davon ausgeht, dass er überwacht wird? Würde nicht auch sein Elternhaus überwacht werden?
    Wer ist ihm im Wald gefolgt? Wie gelang es ihm nach al Isra zu kommen?

    Wie kam die Leiche aus dem Qwattal nach Libyen? In diesem Zusammenhang auch die Frage, ob das in Teil II oder III aufgegriffen wird.

    Jan schläft ein, nachdem er sich die Spritze verpasst hat. Weisst du schon, Lutz, was danach passiert? Oder lässt du es auf dich zukommen?

    Nach Beendigung der Lektüre (mit Teil 10) ist es für mich nicht so einfach, Jans Odyssee bis zum Anfang zurückzuverfolgen, ohne nochmal einiges nachzulesen. Das ist aber – aus den früher geschilderten „ungünstigen Lesebedingungen“ bisher mühsam.

    Wahrscheinlich ist mir einiges entfallen, was meine Fragen teils auch beantworten kann. Dann reicht einfach nur ein Hinweis auf die entsprechenden Seiten…
    Soweit heute dazu.

    Übrigens gibt es unterschiedliche Hinweise auf das Erscheinen von Teil II – mal Mai 2014, mal 2015… Was ist geplant?

  4. Liebe Xiane,

    bitte entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. Ich hatte ein paar unaufschiebbare Sachen in puncto Seenotrettung zu tun. Und nun will ich mal schauen, welche Deiner Fragen ich beantworten möchte. Es gibt nämlich Fragen, auf deren Antwort ich Dich bis zum Erscheinen von „Virenkrieg II.“ warten lassen muss. Andere Fragen werden vielleicht mit meinem nächsten Artikel beantwortet, der am Montag erscheint, und es wäre sogar möglich, dass es Fragen gibt, die nie beantwortet werden. Oder jedenfalls nicht im Rahmen des „Virenkrieg“-Zyklus‘. Die Frage nach Christos und der Patronenhülse zum Beispiel. Natürlich ist da ein loser Faden vorhanden, der einfach so aus dem Knäuel der „Virenkrieg“-Handlungsstränge heraushängt. Ich habe den Mut, diesen Faden einfach da hängen zu lassen. Vielleicht binde ich da später noch einmal an, wer weiß? Eine schöne Idee, damit umzugehen, wäre zum Beispiel, alle offenen Enden des Romans zu sammeln und sie dann in einem monumentalen Epilog zu Ende zu bringen.

    Aber der Reihe nach. Du hast gefragt: „Woher hast du die vielen “wissenschaftlichen” und sonstigen “Viren”-Informationen, die ja beängstigend realistisch wirken?“

    Ich hatte Bio-Leistungskurs und Biologie studiert, aber auch nach dem Abbruch meines Studiums habe ich mich gerade in Sachen Genetik und Mikrobiologie ständig auf dem Laufenden gehalten. Dabei habe ich mir über die Jahre gründliche Kenntnisse angeeignet. Ich kann Dir versichern, dass ich im „Virenkrieg“ über all diese bakteriologischen, virologischen und genetischen Fragen nach bestem Wissen und Gewissen so geschrieben habe, dass die berichteten Vorgänge nach meinem Dafürhalten wissenschaftsfest sind. Diesen Anspruch hatte ich auch schon bei „Der Osiris-Punkt“. Du hast also, wenn Du so willst, per „Virenkrieg“ ganz nebenbei einen Grundkurs in diesen Fächern bekommen. Ich betone noch einmal: nach bestem Wissen und Gewissen. Da ich mein Studium nicht abgeschlossen habe, bin ich in vielem natürlich Autodidakt, so dass mein Wissen systematische Lücken haben wird. — In einem anderen Punkt möchte ich an dieser Stelle gleich eine Wissenslücke von 90 Prozent gestehen: Ich bin nie mit einem U-Boot gefahren. Ich habe auch nicht groß über unterseeische Schifffahrt recherchiert. Die Szenen des „Virenkrieg“, die an Bord der USS Ticonderoga spielen, sind inspiriert von Filmen wie „Das Boot“ und „Jagd auf Roter Oktober“ und darüber hinaus frei erfunden. Aber ich glaube, das merkt man nicht, oder? 😉

    Die beiden Omars haben nichts miteinander zu tun. Omar ist in der arabischen Welt ein sehr häufiger Männervorname. Über den Omar aus dem Prolog möchte ich an dieser Stelle nichts sagen, und Deine Vermutung bezüglich des U-Boots lasse ich unkommentiert.

    „Warum musste Dimitri sterben? Konnte man Meike nicht einfacher entführen? Und was vermutet der Autor selbst, wo sie sein könnte?“

    Dimitri musste sterben, weil die Entführer keinen Zweifel daran lassen wollten, dass sie bei Bedarf absolut skrupellos vorgehen werden. Da wurde ja ein Überfall von Terroristen fingiert, und denen bedeutet das Leben eines Ungläubigen relativ wenig. So machten sie auch genug Druck, um Jan wirklich umgehend nach Ägypten aufbrechen zu lassen. Darum habe ich mich für diese gewalttätige Vorgehensweise entschieden.

    Meike wird zunächst in einem Keller gefangengehalten, von dem sie nicht weiß, wo er sich befindet, und wird dann zweimal mit Lufttransporten überstellt. Dabei — so viel kann ich verraten — kommt ihr schließlich der Gedanke, dass sie sich in einer Black Site befindet. Jans und Meikes Wege kreuzen sich wieder am Ende von „Virenkrieg III.“ (nach jetzigem Stand des Konzepts).

    „Wieso riskiert Michael noch einmal die Rückkehr nachhause, wo er doch fest davon ausgeht, dass er überwacht wird? Würde nicht auch sein Elternhaus überwacht werden?“

    Er muss den Behälter mit den Gewebeproben vom Herzen seines Vaters holen. Nach seiner tagelangen Kreuz- und Querfahrt durch die USA ist er sicher, dass er nicht mehr verfolgt wird. Damit, dass sein Elternhaus überwacht wird, rechnet er offenbar nicht.

    „Wer ist ihm im Wald gefolgt?“

    Erinnerst Du Dich an seine Neigung zu „Selbst“-Gesprächen?

    „Wie kam die Leiche aus dem Swattal nach Libyen?“

    In Teil 2 liest Jan eine Zeitungsreportage, in der davon berichtet wird, dass Proben aus dem Swat-Tal in ein Hochsicherheitslabor gebracht werden sollen, um untersucht werden zu können. Du wirst keine endgültige Bestätigung dafür erhalten, dass es sich bei diesem Labor um al-Isra handelt, aber der Zusammenhang liegt nahe. Die Leiche wird in „Virenkrieg II.“ eine Hauptrolle spielen.

    „Jan schläft ein, nachdem er sich die Spritze verpasst hat. Weißt du schon, Lutz, was danach passiert? Oder lässt du es auf dich zukommen?“

    Natürlich weiß ich das, liebe Xiane. Jans Handlungsstrang ist bereits bis zum Schluss von „Virenkrieg V.“ durchkonzipiert.

    So, und nun noch die letzte Frage zum Erscheinungsdatum von „Virenkrieg II.“: Ich kann es Dir im Moment nicht zweifelsfrei sagen. Nur eines steht fest: Erst schreibe ich „Der hölzerne Pharao“, denn die Leserinnen und Leser von „Der Osiris-Punkt“ warten schon auf diese Fortsetzung. Und dann muss ich ja auch so störende Großereignisse wie die Fußball-WM im Sommer in meine Veröffentlichungsplanung einbeziehen, außerdem meinen Urlaub. Zurzeit sieht es so aus, dass „Der hölzerne Pharao“ im Spätsommer erscheint und „Virenkrieg II.“ gegen Jahresende. Ich kann solche Zusagen nur unter dem Vorbehalt machen, dass ich auch die nötige Zeit und Muße zum Schreiben finde.

    Am kommenden Montag veröffentliche ich auf dem Ybersinn einen Artikel darüber, wie ich „Virenkrieg II.“ konzeptionell angegangen bin. Da werden Dir sicher weitere Fragen beantwortet. Aber vielleicht tun sich dadurch auch wieder neue Fragen auf? Dann lass mich das bitte wissen. Du kannst auch sehr gern hier weitere Fragen stellen. Das alles hilft mir sehr, eventuell noch Schwachstellen in der Konzeption des Romans zu finden.

  5. Tante E.

    Lutz, Xiane

    bitte, etwas diskreter hier. Ich möchte das Buch auch noch lesen und nicht schon vorher wissen, was mit wem geschieht und ob jemandem sein Überleben missglückt.
    Dass Du, Lutz, hier sehr sorgfältig recherchiert hast, merkt man ja. Wahrscheinlich bist Du sogar mehr als genau. Ich bin da als Leserin nicht so akribisch und überprüfe Zeitangaben und technische Details nicht . Ich folge mehr dem Spannungsaufbau und den psychologischen Stimmigkeiten.

    Aber zum Leben im U-Boot erinnere ich mich an einen Kollegen, der vier Jahre darin verbracht hatte. Seine Wohnung war überfüllt mit Kuscheltierchen und blumigen Kitsch. Mir erschien das wie eine Kompensation zu dieser klaustrophobischen Daseinsform. Schon der Gedanke an so ein Eingesperrtsein unter Wasser lässt mich verzweifelt nach Luft schnappen.

  6. Xiane

    danke, lieber lutz, für diese unglaublich akribische beantwortung der meisten meiner fragen. mir war klar, dass du nicht alles beantworten kannst und willst. aber es sollte ja auch der inspiration dienen…
    übrigens mögen manche fragen auch etwas naiv wirken… ich habe weder „das boot“ noch „jagd auf roter oktober“ gesehen…
    die kostenlose begleitunterrichtseinheit über genetik und mikrobiologie alleine schon ist es wert den virenkrieg zu lesen (übrigens auch „genetic“).
    wie gut, dass mein gedächnis nicht mehr das perfekteste ist. so werde ich – wenn ’s so weit ist – den virenkrieg teil II sicher trotz der zarten andeutungen „wie neu“ lesen.
    aber vorher freue ich mich auf die fortsetzungen vom osiris-punkt.
    noch ein nachsatz zur begegnung zwischen mary 2 und (…):
    ich habe diese szene so tief in meinem bewusstsein gespeichert, dass ich ständig das bild vor mir habe… und wenn ich – wie heute morgen – eines meiner lieblingsmusikwerke (das „amerikanische streichquartett“ von dvorak)
    höre, ist die akustische wahrnehmung tatsächlich überlagert von dem bild…
    so stark ist die wirkung… sorry.

  7. Liebe Xiane,

    mit Rücksicht auf Tante E. und all die Leserinnen und Leser, die den Roman hoffentlich noch lesen werden, habe ich eine kleine Kürzung an Deinem Kommentar vorgenommen. Wir Insider wollen schließlich auch nicht zu viel verraten. Ich werde mir Dvoraks Streichquartett jetzt natürlich auch mal daraufhin anhören und es vermutlich ebenfalls völlig anders wahrnehmen. Auf diese Idee wäre ich gar nicht gekommen. Gerade dieses Stück steht ja wie kaum ein anderes für den ungeheuren Optimismus, mit dem die Migranten gen USA zogen, und die Freiheit, die sie dort erlebten; es fängt die Stimmung einer ganzen Welle von Einwanderern ein.

    Übrigens: Wenn Du den Grund für die Blumen und Plüschtiere in der Wohnung Deines Bekannten mal relativ hautnah erfahren willst, empfehle ich Dir tatsächlich „Das Boot“ von Wolfgang Petersen. Es muss nicht der „Director’s Cut“ sein; schon die arg straffe Kinofassung bringt das Klaustrophobische der Situation unter Wasser mitreißend zur Geltung.